Andreas Schoberth ist Experte für Portallösungen. Er entwickelt und betreibt mit seinem Team seit 20 Jahren Internetanwendungen auf Basis aktueller Webtechnologien für unsere Kunden. Alexander Riechers ist Customer Manager für den Bereich Public Service und im Umfeld New Public Management und E-Government tätig.
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Frage: Unternehmen sind im Internet seit Jahrzehnten aktiv. Wieso sind die Themen Internet und Portale gerade jetzt wieder so aktuell ?
Andreas Schoberth: Ich bin schon länger im Internet-Geschäft und habe einen 10-Jahres-Rhythmus in diesem Umfeld festgestellt. Seit Mitte der 1980er Jahre hat sich nach und nach E-Mail als nützliches Medium im privaten Bereich und im Geschäftsumfeld verbreitet. Mitte der 90er ist mit dem World Wide Web die Nutzung des Internets „explodiert“ und seitdem in alle Winkel der Informationsgesellschaft vorgedrungen. Die nächste Revolution löste Anfang 2007 das iPhone als erstes, modernes Smartphone aus, das die mobile Internetnutzung zum Massenphänomen – und Social Media allgegenwärtig – machte.
Frage: Und was kommt jetzt?
Digitalisierung ist hier sicherlich das Stichwort. Der Begriff „Digitalisierung“ lässt da viel Spielraum. Im Allgemeinen verstehen wir darunter die digitale Integration von Informations- und Kommunikationsprozessen, immer stärker aber auch von Produktionsprozessen, also Industrie 4.0. sowie das Internet der Dinge. Es ist noch viel Potenzial zu entdecken, und zwar in den Unternehmen und im Privathaushalt.
Die neuen Technologien wollen dabei bewusst, aber auch mit Umsicht genutzt sein. Wer blind in jeden Hype investiert, kann durchaus Geld verbrennen.
Frage: Wie wichtig ist ein flexibler Internetauftritt – mobile Darstellung und Zielgruppenansprache – für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen?
Andreas Schoberth: Responsive Design ist inzwischen Standard! Die Kunden möchten auf beliebigen Endgeräten Angebote studieren und Bestellungen machen. Auch eine seriöse Zielgruppenansprache gehört zum guten Ton. Nicht nur bei Mode und Büchern, sondern auch bei Banken und Versicherungen erwartet der Kunde, dass er auf seiner „Customer Journey“ passgenau unterstützt wird. Angebote werden online verglichen, per Telefon abgestimmt, im Internet bestellt und real versandt. Automatisierung und Integration der Prozesse zwischen Anbieter und Kunde werden immer wichtiger. Praktisch alle Branchen haben mittlerweile die Chancen erkannt, die eine flexible Kundenbetreuung mit sich bringt. Hier haben Amazon und eBay Maßstäbe gesetzt, an denen sich jetzt auch Finanzdienstleister und öffentliche Einrichtungen messen müssen.
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„Responsive Design ist inzwischen der Standard!“
Frage: Worin siehst Du Risiken? Welche Maßnahmen kannst Du empfehlen, um die Risiken zu reduzieren?
Andreas Schoberth: Hier gibt es keine allgemeine Antwort. Es gibt verschiedene Risikobereiche, von denen ich zwei kurz erläutern möchte. Zum einen gibt es technische Risiken, wie veraltete Hardware oder vernachlässigte Software-Updates. In Zeiten von Big Data müssen immer größere Datenfluten schnell analysiert und verarbeitet werden. Dies ist die Basis, um Zielgruppen besser zu verstehen und entsprechende Angebote zu entwickeln. Wer da nicht technisch up-to-date ist, der verliert schnell den Anschluss.
Des Weiteren gibt es wirtschaftliche Risiken. Manche Institutionen investieren viel in Technologien, die in ihrem Fall vielleicht nur wenig Zusatznutzen bieten. Das beste Beispiel der letzten Jahre ist die sogenannte Suchmaschinenoptimierung (SEO = Search Engine Optimization). Wenn jeder versucht, unter den ersten Treffern zu sein, hat das schnell für die meisten Unternehmen keinen Nutzen mehr und die Investition ist hinfällig. Außerdem reagieren Suchmaschinen darauf, allen voran Google, sobald sie merken, dass ihre Algorithmen ausgetrickst werden.
Oder der Hype um die eigene App. Wie viele Apps haben wir auf unserem Smartphone – und wie viele nutzen wir wirklich? Damit ich nicht falsch verstanden werde: eine App kann sehr sinnvoll sein. Doch muss diese einen echten Nutzen für den Kunden bringen und in die Kommunikationsstrategie des Unternehmens passen. Unternehmen sind gut beraten, immer den Geschäftsnutzen im Auge zu behalten, und sich nicht zu verzetteln.
Alexander Riechers: Wenn ich hier ergänzen darf, die voranschreitende Digitalisierung wird vor allem im Zusammenhang mit Datenschutz und -sicherheit kritisch betrachtet! Die Enthüllungen von E. Snowden, oder der Angriff auf die Bundestags-IT haben der deutschen Öffentlichkeit das Risiko vor Augen geführt.
Häufig fehlt aber eine übergreifende und ganzheitliche Digitalisierungsstrategie, die auch die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit berücksichtigen.
Die Diskussion um den Einsatz von Windows XP auch in öffentlichen Einrichtungen, trotz Ablauf des offiziellen Supports, möchte ich nur als ein bekanntes Beispiel nennen.
Auch Open-Source-Lösungen, wie zum Beispiel das TYPO3 Content-Management-System, benötigen Updates, um aktuelle Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.
Wir haben festgestellt, dass eine Vielzahl von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen ihre online-Angebote auf alten und nicht mehr vom offiziellen Support abgedeckten TYPO3-Versionen laufen haben. Das birgt Sicherheitsrisiken und die Gefahr von potenziellen Hackerangriffen. Hier sollten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen schnellstmöglich in Updates investieren, um Sicherheitslücken zu schließen. Aktuell begleiten wir eine Vielzahl von Unternehmen und Einrichtungen beim Update von TYPO3 und der Etablierung von Responsive Web Design. Das kann man wunderbar gleichzeitig realisieren.
Frage: Wohin wird sich die Digitale-Internet-Welt entwickeln?
Alexander Riechers: Das kommt etwas auf die Branche an. Im Öffentlichen Sektor gibt es erste Pilotprojekte und Prozesse, die in der digitalen Welt angekommen sind und gesetzliche Rahmenbedingungen und Vorgaben durch die EU und die E-Government-Gesetze des Bundes und der Länder.
Ein Beispiel sind die online-gestützten Beteiligungsverfahren, die NTT DATA für das LfU – Landesamt für Umwelt in Bayern konzipiert, umgesetzt und betrieben hat . Ohne diese Webanwendungen hätten die Eingaben zur WRRL – Wasserrahmenrichtlinie und zum HWRM – Hochwasserrisikomanagement vom LfU kaum fristgerecht und mit vertretbarem Verwaltungsaufwand gesetzeskonform abgewickelt werden können.
NTT DATA unterstützt seine Kunden von der Entwicklung einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie über die Implementierung von Digitalen Prozessen bis hin zum Betrieb von Lösungen, um Kundenservice durch Integration und online-Angebote zu digitalisieren und zu verbessern. Stichworte sind hier E-Verfahren, Self-Services und flexible Portallösungen.
Andreas Schoberth: „The sky is the limit“, würde ich sagen. Durch das Internet der Dinge und Industrie 4.0 kann sich wohl keine Branche der Entwicklung entziehen. WLAN ist bald überall, Sensoren melden jederzeit Informationen, weitere Vernetzungsanwendungen sind in der Umsetzung. Finanzdienstleister bauen Digitalisierung weiter aus, weil der Kunde Online-Angebote erwartet und bestellt. Auch öffentliche Einrichtungen sollten diesen Trend nutzen, um responsive und zudem barrierefreie Portallösungen in ihre Prozesse zu integrieren. So können Informationsflüsse verbessert werden, und alle Beteiligten haben einen Nutzen davon. Ob wir in 10 Jahren dann mit unserem Kühlschrank diskutieren oder jeder einen 3D-Drucker daheim hat, das wird sich dann zeigen. Es liegt in unserem Ermessen, wie wir die neuen Technologien annehmen und in unseren Alltag integrieren.